Universum Bremen - Der mobile Mensch

Ausstellung

„Mobilität und Energie“ – mitbewegen und mitreden!

06.03.2020 - von Simone Cordes

Wie sieht die Antriebswelt von morgen aus?

Wofür brauchen wir ein eigenes Auto? Wie würde sich unser Viertel verändern, wenn dort nur noch E-Autos oder Autos mit Wasserstoffantrieb fahren würden? Und was können wir tun, während wir auf den technischen Fortschritt warten? Mit diesen Fragen beschäftigte sich die zweite Veranstaltung der interaktiven Dialogreihe „Bewegt euch!“ am 27. Februar 2020 im Universum® Bremen. Die Experten schauten gemeinsam mit den Teilnehmenden auf den Individualverkehr, stellten technische Optionen einander gegenüber und gaben einen Einblick in die Forschung.

Pkw-Flotte wächst um 620.000 Autos

47,7 Millionen Pkw sind mittlerweile in Deutschland zugelassen. Das geht aus aktuellen Daten des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) hervor – eine Steigerung um 1,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Lediglich ein Bruchteil davon wird elektrisch oder mit Wasserstoff angetrieben. Dr.-Ing. Julian Schwenzel, Abteilungsleiter Elektrische Energiespeicher beim Fraunhofer Institut für Fertigungstechnik und Angewandte Materialforschung IFAM, betonte, dass die Senkung der CO2-Emissionen zum „grundlegenden Wirtschaftsprinzip der Zukunft wird“, weshalb Automobilanbieter den ökologischen Faktor unbedingt berücksichtigen sollten.

Unterwegs mit Strom oder Wasserstoff?

Für welchen Antrieb sollten wir uns heute entscheiden, damit wir für die nächsten fünf bis zehn Jahre bestens ausgestattet sind? Dr. Stanislav Vasic, Produktmanager E-Mobilität der swb Vertrieb Bremen GmbH, betitelte die Elektromobilität als Fortbewegungsform der Gegenwart: „Die Reichweitenangst ist bereits ad acta gelegt: Heute verfügbare Elektroautos schaffen bereits rund 550 km pro Ladung. Größere Reichweiten und schnelleres Laden sind in Arbeit oder Planung.“ Michael Labetzke, stellvertretender Vorsitzender der Initiative H2BX – Wasserstoff für die Region Bremerhaven e. V., findet wiederum den aktuellen Hype um Wasserstoff als „vollkommen berechtigt“. Dass sich dieser im deutschen Verkehrssektor noch nicht als alternative Antriebsform durchgesetzt und batteriebetriebene Elektromobilität in diesem Bereich mehr Anwendung findet, halte er nicht für die richtige Entwicklung. Es müsse ein Nebeneinander beider Technologien geben – und zwar in bedarfsgerechter Ausrichtung. Das Publikum hinterfragte in dieser Diskussion, ob es von der ökologischen Bilanz besser sei, ein neues Auto mit Elektro- oder Wasserstoffantrieb zu kaufen oder ein altes mit Verbrennungsmotor, das es sowieso schon gibt. Ausschlaggebend für sie wäre bei der Wahl des Verkehrsmittels zudem, wie die Energie für die alternativen Antriebsformen produziert werden würde.

Eine Frage des Preises

Wer will und kann sich die neuen Technologien schon leisten? Dr. Stanislav Vasic, swb AG, war zuversichtlich, dass die Preisfrage „mit der aktuellen Entwicklung an allen Fronten – Modellverfügbarkeit, größer werdender Markt, erhöhte staatliche Förderung – bald Geschichte sein dürfte.“ Michael Labetzke, H2BX, wagte sogar die These, dass die Mobilität mit alternativen Antriebformen bei Großserienproduktion vom Energieverbrauch günstiger werden könnte als heute mit fossilen Brennstoffen. Doch werden wir die Verkehrsmittel in Zukunft überhaupt noch besitzen – Stichpunkt Carsharing?

Auf ein eigenes Auto verzichten?

Warum brauchen wir ein eigenes Auto? „Aus Bequemlichkeit“, „um flexibel zu sein“, „um mich unabhängig und frei fortzubewegen“, „wegen des Komforts“ und „aufgrund der emotionalen Bindung“ lauteten die Aussagen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Doch können wir uns diese Gewohnheiten in Zukunft noch leisten? Und können wir unsere Verhaltensmuster in Bezug auf unsere tägliche Fortbewegung ändern? Fest steht: Die heutige Mobilität verlangt nach einem Umdenken, innovativen Lösungen und einer modernen Infrastruktur.

Weitere Termine der Veranstaltungsreihe:
26.03.2020: Mobilität und Arbeit
28.05.2020: Mobilität und Reisen
25.06.2020: Mobilität und Wohnen

Nähere Informationen zu den Veranstaltungen sind über den Veranstaltungskalender einsehbar.

Die Standpunkte der Experten wurden am Abend durch einzigartige und kunstvolle Illustrationen von Kerstin Meier an die Wände projiziert.