Universum Bremen - Der mobile Mensch

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Fuß- und Radverkehr

Treppensteigender Rollstuhl

31.03.2020 - von Simone Cordes

Elektrorollstuhl mit Raupenfunktion hilft bei nicht barrierefreien Strecken

Treppen, Bordsteinkanten oder ein unebener Boden: Für Rollstuhlfahrende können diese Gegebenheiten schnell zur Herausforderung werden – gar nicht zu denken an einen Ausflug in die Berge, bei dem der Weg über eine Hängebrücke oder mehrere Stufen führt. Mit dem Elektrorollstuhl Scewo Bro ist das aber möglich, denn er schenkt Menschen mit eingeschränkter Mobilität Unabhängigkeit in ihrer Fortbewegung.

Mobilität auf Augenhöhe

Der Elektrorollstuhl hält insgesamt drei Modi bereit, die über die Steuerkonsole oder per Smartphone bestimmt werden: Fahrmodus, Raupenmodus, Parkmodus. Gesteuert wird der Rollstuhl über einen Joystick. Aufgrund des selbstbalancierenden Zweirad-Antriebs fährt er auf glattem sowie auf unebenem Terrain agil und sicher. Die maximale Geschwindigkeit beträgt 10 km/h. Mithilfe der Raupe können Treppen und Stufen aus verschiedenem Material eigenständig und aufrecht sitzend erklommen werden – egal ob rauf oder runter, gerade oder leicht kurvig. Unterwegs sind die Rollstuhlfahrerinnen und Rollstuhlfahrer auf einer Sitzhöhe von 60 Zentimetern. Um auch an verschiedenen Tischhöhen Platz nehmen zu können, lässt sich der Sitz per Knopfdruck auf 47 Zentimeter herunterfahren. Anheben lässt sich die Sitzposition wiederum auf 90 Zentimeter. Auf diese Weise ist ein nahezu barrierefreies Miteinander möglich. Auch Supermarktregale, Ticketschalter oder Banktresen kommen so in Reichweite. Darüber hinaus besitzt der Bro eine Relaxfunktion, bei der eine Liegeposition bis zu 37 Grad nach hinten eingenommen wird.

Vom Studienprojekt auf die Straße

Entstanden ist die Idee des Scewo Bros aus einem Studienabschlussprojekt im Jahr 2014. Um einen Roboter zu konzipieren, der Treppensteigen kann, schloss sich ein Projektteam aus zehn Studierenden der ETH Zürich und der Züricher Hochschule der Künste zusammen. Das produzierte Video des ersten Prototypen ging auf YouTube viral. Mit potenziellen Nutzerinnen und Nutzern wurden Testfahrten durchgeführt, sodass neue Erkenntnisse gewonnen und der Rollstuhl weiterentwickelt werden konnte. Der zweite Prototyp ging im Jahr 2016 beim Züricher Cybathlon an den Start – einem Wettkampf, bei dem Menschen mit körperlicher Behinderung mithilfe technischer Assistenzsysteme Alltagsaufgaben bewältigen müssen. Nach Projektabschluss hielten drei der zehn Studierenden weiter an der Vision fest und gründeten die Scewo AG. 2018 luden sie Investoren und Interessierte zu einem Keynote in Zürich ein, um den dritten Prototypen vorzustellen. Noch am selben Abend startete der Vorverkauf für die Schweiz. In Deutschland und Österreich konnte der Rollstuhl ab Mai 2019 vorbestellt werden, Kostenpunkt: 36.000 Schweizer Franken, entspricht rund 34.000 Euro. Die Auslieferung erfolgt voraussichtlich ab Mitte 2020.

Auf Abenteuerreise mit dem Scewo Bro

Mit der Aktion „Scewo erfüllt Wünsche“ rief das Start-up Menschen im Rollstuhl dazu auf, Wünsche einzureichen, die nur mithilfe des Scewo Bros erfüllt werden können. Zahlreiche Nachrichten aus der Schweiz und dem Ausland trafen ein. Daraus ausgewählt wurden zwei Personen, die die Möglichkeit erhielten, mit dem Elektrorollstuhl ihren ausgewählten Ort zu besuchen, an den sie aufgrund ihrer mobilen Einschränkung sonst nicht gekommen wären.

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