Trampen 2.0? Mitfahrbänke sollen ÖPNV ergänzen
07.10.2019 - von Simone CordesSimples Modell der Mitfahrgelegenheit für ländliche Regionen
In vielen Großstädten fahren zahlreiche Busse sowie S- und U-Bahnen im Minutentakt. Auf dem Land hingegen herrscht häufig nur ein eingeschränkter öffentlicher Nahverkehr. Teilweise fahren lediglich Schulbusse durch die kleinen Orte und Gemeinden, sodass die Einwohner am Wochenende, an Feiertagen oder in den Schulferien zwangsläufig auf das Auto angewiesen sind. Vor allem für Senioren, die keinen Führerschein haben oder nicht mehr fit genug sind, um selbst mit dem Auto zu fahren, kann das problematisch werden: Denn wer nicht Autofahren kann, sitzt mehr oder weniger zu Hause fest.
Wie funktioniert die Mitfahrbank?
Die Mitfahrbank soll den ÖPNV in ländlichen Regionen ergänzen und den Einwohnerinnen und Einwohnern die Möglichkeit bieten, mobiler zu sein. Fahrziel wählen, hinsetzen und warten bis ein Auto hält – so einfach funktioniert die neuartige Form des Trampens. Die einheitlich und auffällig bunt markierten Bänke stehen am Straßenrand für jeden bereit. Neben der Bank ist in der Regel ein Pfeiler aufgestellt, an dem unterschiedliche Ortsschilder zur Auswahl hängen. Durch das Aufklappen des entsprechenden Ziels wird den Autofahrerinnen und Autofahrern mitgeteilt, in welche Richtung die Fahrt gehen soll. Ein leeres Schild signalisiert, dass man nicht mitgenommen werden möchte. So kann die Bank auch als Sitzgelegenheit zum Ausruhen genutzt werden.
Vertrauensausweis gibt Mitnehmern und -fahrern Sicherheit
In der friesländischen Gemeinde Varel gibt es für die Mitfahrbank den sogenannten Vertrauensausweis. Nach Aufgabe der Personalien erhalten die potenziellen Mitnehmer und Mitfahrer ihren kostenlosen Ausweis in Form einer gelben Karte an der Ausgabestelle. Jede Karte ist mit einer Identifikationsnummer versehen. Zusätzlich sind auf der Karte das Wappen von Varel, das Wort Mitfahrer oder Mitnehmer sowie eine Bank oder ein Auto abgebildet. Autofahrerinnen und Autofahrer sollten den Ausweis sichtbar an der Windschutzscheibe befestigen. Zudem können sich Mitnehmer und -fahrer vor Antritt der Fahrt den jeweiligen Vertrauensausweis gegenseitig vorzeigen lassen, um zu erfahren, ob ihr Gegenüber registriert ist. Der Ausweis ist keine Pflicht, kann aber das Vertrauen stärken und dadurch auch die Wartezeit verkürzen.
180 Mitfahrbänke in Oberfranken
In Oberfranken wird das Projekt Mitfahrbank immer beliebter. Insgesamt sind in dieser Region rund 165 Bänke am Straßenrand zu finden. Im Herbst 2019 sollen 25 weitere Bänke angebracht werden – in der Akzeptanz ist aber noch Luft nach oben.